Das Thema Filtertechnik für Koi Teiche ist eine Wissenschaft für sich, die bisweilen philosophischen Charakter besitzt. Es ist aber eben auch der ganz wesentliche Bestandteil einer gut funktionierenden Anlage und einmal gemachte Fehler in Projektierung und Bau sind nur schwer rückgängig zu machen.
Warum wohl wird, in keinem der bekannten Koi Bücher, eine genaue Filterbeschreibung geliefert? Ich denke, weil es die nicht geben kann. Jede Koi Anlage ist einfach anders, und diese zum Teil kleinen Variationen können schon erheblichen Einfluß auf das Funktionieren des Systems haben.
Deshalb werde auch ich hier keine Bauanleitung im eigentlichen Sinne erstellen, sondern einfach alle mir bekannten Dinge der Reihe nach ansprechen. Eines noch vorne weg. Es handelt sich bei der Filteranlage um ein strömungstechnisch äußerst schwierig zu berechnendes System, weshalb Erfahrung in der Konstruktion sehr wichtig ist. Es wäre schön, wenn man einfach sagen könnte, ich habe einen Teich mit 20 Kubikmeter Wasser eine Pumpe die fördert 10 Kubikmeter in der Stunde, also wird die Forderung, den Teich in zwei Stunden durch den Filter zu bringen, erfüllt! Falsch, es gibt Widerstände in den Rohrleitungen, abhängig von deren Länge und den Krümmern, es gibt Widerstände im Filter abhängig von der Füllung, es gibt Verluste in der Pumpe, die Rohre können verschmutzen usw. usw..
Sie sehen, eine ganze Menge Dinge sind zu bedenken, wollen Sie einen Filter bauen. Aber nicht nur da, auch wenn Sie einen kaufen wollen, wie finden Sie aus der Fülle der Anbieter den richtigen? Es gibt nur wenige. Und ich hoffe, mit den folgenden Informationen finden Sie den richtigen für Ihr System.
1. Schritt, der Standort. Wenn immer es möglich ist, sollte der Filter auf Teichniveauhöhe angeordnet werden. Die Vorteile sind vielfältig. Der wichtigste ist wohl der, dass der Schmutz im Wasser nicht noch einmal zusätzlich in der Pumpe zerkleinert wird. Der zweite Vorteil, Sie sind in der Auswahl der Pumpe freier, weil diese nur sauberes Wasser fördert das am anderen Ende des Filters ankommt.
2. Schritt, das System. Egal wie sie alle heißen die unterschiedlichen Filtersysteme, eines müssen sie alle leisten, erstens den sichtbaren Schmutz, d.h. alles was so im Wasser schwebt nach Möglichkeit zurückhalten und zweitens in dem biologischen Teil die Eiweißprodukte der Fischausscheidungen in ungiftiges Nitrat umsetzen.
Dies ist sowieso die wichtigste Forderung, der Dreck muß raus. Der Sinn ist schnell erklärt. Würde der Dreck, meist Futterreste, Algen und Blätter in den biologischen Filter kommen, dann würde dieser sehr schnell umkippen. Dies bedeutet ein Absterben der Filterbakterien und damit letztendlich eine Vergiftung der Fische an ihren eigenen Ausscheidungen.
3. Schritt. Wie kommt das Wasser in den Schmutzfilter? Egal ob es sich um ein längliches Absetzbecken oder um einen Vortex handelt, das Teichwasser fließt über den oder die Bodenabläufe durch Rohre in diesen Filter.
Bereits hier werden die ersten Fehler gemacht. Die Anzahl und Anordnung der Bodenabläufe, sowie der Durchmesser der Rohre muß so gewählt werden, dass bei gegebener Umwälzrate eine ausreichend große Strömung in den Rohren entsteht. Fließt das Wasser zu langsam, dann setzt sich bereits in den Rohren Schmutz ab und setzt diese langsam zu.
In dem Schmutzfilter wiederum muß das Wasser so langsam fließen, dass der Schmutz in der Lage ist, auf den Boden zu sinken. Dort wird er dann regelmäßig in den Kanal entsorgt. Wie leicht das geht hängt auch wieder von der Bauart des Filters ab. Ist aber sehr wichtig weil Sie im Sommer mindestens alle zwei Tage dran müssen.
Da die Berechnung solcher Sachen sehr schwierig ist, dies liegt allerdings in der Natur der Strömungslehre an sich, hilft hier die eben schon angesprochene Erfahrung von etablierten Filterbauern. Diese haben ihre Systeme so konzipiert das es funktioniert. Will man sich selbst eine Anlage bauen, dann kann ich nur den Tip geben, genügend Bodenabläufe vorzusehen und jeden über einen Absperrschieber verschließen zu können. Damit kann man die Strömungsgeschwindigkeit in den verbleibenden Rohren steuern. Zum Vortex oder Absetzbecken gilt, lieber zu groß als zu klein bauen. Fließt das Wasser zu schnell, ist alles nutzlos. Eine Hilfe gibt es aber auch hier. Stellt man fest, das sich der Schmutz nicht absetzt, kann man eine zweite Absetzkammer oder Vortex parallel daneben bauen. Dann fließt das Wasser nur noch halb so schnell.
Ist der Schwebeschmutz nun aus dem System entfernt, dann geht es in den oder die biologischen Kammern. Auch diese müssen so konzipiert sein, dass sie einen ausreichenden Durchfluß für die Wassermenge im Teich haben. Es gibt hier eine Fülle von unterschiedlichen Angeboten am Markt. Manche werden vertikal andere horizontal durchströmt. Es gibt Behälter aus Edelstahl, GFK, PP uvm., wichtig ist vor allem eines. Das durch die Bauart dafür Sorge getragen wird, dass das Wasser direkt nach dem Einlaß schön verteilt wird und über die ganze Behälterbreite durch den Filter fließt.
Sonst entstehen tote Ecken und der Filter wird nicht in seiner vollen Leistungsfähigkeit genutzt. Auch hier wieder der Rat, sehen Sie direkt den Platz für einen parallelen Behälter vor, falls der Durchsatz nicht ausreicht oder Sie doch mehr Fische bekommen als geplant (was eigentlich immer passiert).
Zum Filtermedium ist zu sagen, dass es eine große Oberfläche haben muß und leicht zu reinigen sein sollte. Diese Reinigung aber bitte im Winter machen, im Sommer würde es die Leistung der Bakterien stark einschränken. Am Boden der Biokammern werden Luftsteine plaziert die den für die Umsetzung notwendigen Sauerstoff liefern.
In der letzten Pumpenkammer steht dann die Pumpe, welche das Wasser zurück in den Teich fördert. Wichtig, sehen Sie direkt mehrere Möglichkeiten vor, z.B. ein in der Erde verlegtes Rohr, zusätzlich ein Bachlauf mit Wasserfall etc.. Keinesfalls sollten Sie nur mit Bachlauf arbeiten. Das kühlt den Teich im Frühjahr und Herbst zu stark aus. Auch hier sollten Sie die Möglichkeiten mit Hilfe von Absperrschiebern variieren können. Natürlich darf die Pumpe im Falle einer Schwerkraftfilteranlage nicht zu groß gewählt werden, sie würde sonst trocken laufen. Alternative auf der Druckseite ein Absperrschieber.
Ich habe in diesem Beitrag absichtlich nur die Variante der Schwerkraftfilteranlage besprochen weil ich diese für die beste Alternative halte. Ich selbst mußte einen Druckfilter installieren und habe schon ausreichend schlechte Erfahrungen damit sammeln können. Aber auch hier gibt es vielleicht bald ein Lösung. Dazu dann später mehr.
Leider gibt es auf dem Markt momentan jede Menge Filteranlagen die diesen Namen bezogen auf Koi Teiche zu unrecht tragen. Sie sind einfach viel zu klein dimensioniert. Zu klein bedeutet, dass der Schwebeschmutz sich nicht absetzen kann und in den biologischen Teil des Filters gelangt. Da muß er dann regelmäßig entfernt werden. Durch dieses ständige reinigen können die Bakterien nie richtig arbeiten und Sie bekommen Probleme mit Ihren Wasserwerten.
Ich behaupte einfach mal, das man für einen üblichen Koi Teich, also etwa 20 qm2 mindestens einen Vortex von 1m im Durchmesser braucht um ein akzeptables Ergebnis zu erzielen. Alles andere wird nicht funktionieren. Zu guter letzt noch einmal die drei wichtigsten Faustregeln: Der Filter sollte etwas 30% des Volumen des Teiches haben und das Teichwasser sollte in etwas zwei Stunden komplett gefiltert worden sein. Man benötigt ca. 1000m2 Filtermaterialoberfläche für 1 Kilo Futter/24h, dass können die Bakterien bei optimaler Arbeit umsetzen.