Feb20
Der Koi Teich im Winter
Im Winter ruht der Koiteich und ebenso ruhen seine Bewohner.
Einige Hinweise möchte ich Ihnen noch geben, die zur guten Überwinterung der Koi nützlich sein können.
Koi
in Winterruhe suchen Ruhe in jeder Beziehung. Wenn die
Wassertemperaturen sinken und man erkennen kann, daß die Fische sich
zur Ruhe begeben, sollte ein Sichtschutz nach oben an der bevorzugten
Überwinterungsstelle der Fische angebracht werden. In einigen Teichen
ist diese Forderung bereits erfüllt, so sind die Plätze unter Brücken
oder Steinüberhängen in der Regel beliebte Überwinterungsplätze.
Denkbar ist auch eine Abdeckung durch Schwimmmatten, Styrodurplatten
oder die zu Recht immer beliebter werdenden Schwimmbälle.
Ruhe
entsteht auch durch eine Drosselung der Pumpen, bzw. eine veränderte
Zirkulation im Teich. Da, wo die Fische liegen, sollte jedenfalls sehr
wenig Strömung herrschen. Strömung im Teich kann jetzt vorwiegend an
der Oberschicht nützlich sein, um eine vollständige Eisbildung zu
verhindern und die Temperaturen in der Tiefe so konstant wie möglich zu
halten. Der Wassereinlauf sollte für den Winter wenn möglich ca. 30 bis
50 cm unter der Wasseroberfläche angebracht sein.
Ruhe
entsteht natürlich besonders, wenn die Filteranlagen ganz ausgeschaltet
werden. Wenn der Filter ohnehin sehr klein bemessen ist (sog.
„Einsteigerfilter“) und mit großer Wahrscheinlichkeit einfrieren wird,
kann dies ein gutes Argument für die Stilllegung der Anlage sein. Ein
Eisfreihalter und einige Oxydatortöpfe am Teichboden zur Versorgung der
Fische mit Sauerstoff reichen bei normalem Fischbesatz meist
für eine Überwinterung aus. Teichhygiene, ein größerer Wasseraustausch
und geeignete Konditionierung der Koi über das Futter im Herbst setze
ich hierbei voraus.
Auch
Koiteiche mit laufenden Filteranlagen können zur Ruhe gebracht werden.
In der Regel handelt es sich dabei um Schwerkraftfilteranlagen oder um
Filteranlagen, die mit stärkeren Pumpen betrieben werden. Manchmal kann
man einen der Bodenabläufe stillegen (bitte dann die Rohre vorher
sorgfältig ausspülen/entschlammen) und überwiegend über einen kleineren
Kreislauf (z.B dem Skimmer) zirkulieren. Manchmal kann man die Pumpe
gegen eine schwächere austauschen, im Winter reicht eine ganz sachte
Zirkulation durch den Filter völlig aus. Der Vorteil des laufenden
Filters ist das schnellere Einlaufen des Biofilters im Frühling und die
gute Sauerstoffversorgung der Fische durch das zirkulierende Wasser.
Außerdem werden natürlich die auch im Winter anfallenden
Stoffwechselendprodukte (Ammoniak) vom Fisch entfernt. Eine besondere
Leistung des Biofilters unter 16 °C sollte man jedoch nicht erwarten.
Anfallender Schmutz kann in den mechanischen Filterteilen (Bürsten,
Schwämme, Vortex etc.) leicht entfernt werden.
Ruhe
am Koiteich bedeutet, daß man größere Baumaßnahmen sein lassen sollte.
Fische umsetzen oder fangen und jede andere Beunruhigung erhöht nur den
Energieverbrauch der Fische und damit die Ammoniakausscheidung an den
Kiemen. Koi, die mit großen Kiemenschäden aufwachen, hatten meist einen
stressigen Winter! Auch das Eisfreiklopfen und Schlittschuhlaufen stört
die Ruhe der Fische, und die Sylvesterraketen müssen ja nicht zwingend
auf oder neben dem Teich abgebrannt werden.
Nebenbei
sollte man auf die Temperaturschwankungen achten. Luftpumpen und High
Blows, die Außenluft ansaugen, sollten ausgemacht werden, ebenso
Wasserläufe oder Quellsteine. Über Teichabdeckungen zunächst in der
Nacht, im richtigen Winter dann ganztägig sollte man unbedingt
nachdenken. Ob dies die berühmten Kugeln sind, Luftkammerfolien (lichtundurchlässig
wegen des Algenwachstums), Stryodurplatten oder maßgeschneiderte
Aluprofilgewächshäuser ist Geschmackssache. Eine Abpufferung der im
Herbst, Winter und Frühling teilweise riesigen Tag-/Nachschwankungen
bewährt sich jedoch immer.
Wenn
der Winter warm bleibt und Sie bemerken, daß Ihre Koi trotz Sichtschutz
nach oben nicht ruhen, sondern die ganze Zeit schwimmen und Futter
suchen, dann müssen sie mit wenigen Pellets pro Fisch 1-2 mal in der
Woche gefüttert werden. Das Futter muß dann eine geeignete Menge
Fischöl oder Lebertran enthalten, damit die Koi ihren
Energiestoffwechsel damit decken können ( der Fettgehalt soll 1/2 bis
1/3 des Eiweißgehaltes betragen). Bitte kontrollieren Sie wegen der
schwachen Aktivität der Biofilter dann unbedingt wenigstens wöchentlich
die Nitritwerte, sie müssen auch im Winter unter der Nachweisgrenze der
üblichen Tests liegen (unter 0,1 mg/L).
Unter
12 °C (Tag und Nacht) sollte nicht mehr mit Formalin- und
Malachtigrünhaltigen Mitteln behandelt werden. Parasitenbäder und
Parasitenchecks müssen daher vor dem Winter erfolgen.
Einzelne
Koi zeigen bei fallenden Temperaturen ein ungewöhnliches Verhalten, sie
sinken zur Seite (so als ob sie einschlafen würden), liegen wie tot im
Teich, können aber beim Anschubsen wieder normal schwimmen. Lassen Sie
solche Fische bitte einfach in Ruhe, sie haben einen Energiemangel und
sollten am besten nur noch ruhen. Die Alternative ist, diese Koi in
eine Innenhälterung zu nehmen und langsam zu erwärmen. Dann sollten Sie
sich aber darauf einstellen, die Fische den ganzen Winter drinnen zu
lassen.
Andere
Koi zeigen jetzt die Symptome einer Schwimmblasenentzündung. Sie sinken
mit dem Kopf nach unten und schwimmen sehr mühsam. Sobald die Flossen
nicht mehr benutzt werden, sinken sie wieder ab und bleiben auf dem
Boden sitzen. Diese Koi sind in der Regel Dauerpatienten, die bei
Abkühlung mit großer Wahrscheinlichkeit immer diese Probleme haben
werden. Sie müssen professionell medizinisch versorgt werden und
gehören eigentlich ganzjährig in eine nicht zu tiefe Innenhälterung bei
Temperaturen über 23°C und bei mindestens 0,3% Salzgehalt.
Für
diesen Winter kann man eines schon erwarten: Die Koi hatten einen
schönen, langen und warmen Sommer und einen tollen Herbst.
Konditionierungsfütterung war bis Anfang November möglich (zumindest
bei uns im Süden). Wenn der Winter also nicht ungewöhnlich lang und
kalt wird, haben die Koi mit Sicherheit beste Aussichten, gut durch
diesen Winter zu kommen. Und genau das wünsche ich Ihnen und Ihren
Fischen!
Autor: Dr. med. vet. Sandra Lechleiter, Dez. 2001