KHV, Koi Herpes Virus, die Koi-Krankheit die leider in diesem Jahr viel Unheil angerichtet hat.
Ich bin kein Tierarzt, sondern tiermedizinischer Laie,
möchte mit diesem Beitrag nur versuchen die momentane Situation
bezüglich KHV darzustellen.
Deshalb eines vorweg, das große Problem bei der Erkennung einer Fischkrankheit
ist, das es sehr schwierig ist, am lebenden Objekt eine 100% richtige
Diagnose zu stellen. Neben den Lebensumständen, gibt es eine Vielzahl
von möglichen Ursachen und Erscheinungsbildern die eine eindeutige
Aussage oft erst nach einer Obduktion des toten Fische ermöglichen (und
dann nicht immer, siehe unten). Und selbst der dort gemachte Befund
lässt häufig nicht auf den eigentlichen Auslöser der Krankheit
schließen.
Diese Aussage trifft auf die herkömmlichen Erkrankungen durch Parasiten und
Bakterien schon zu, bei Erkrankungen durch Viren, ist es noch um
einiges schwieriger. Sind Viren doch keine eigenen Organismen, sondern
nur Erbgutstränge die sich in das Erbgut des befallenen Fisches
reinkopieren. (ganz stark vereinfacht)
Um nun eine Virusinfektion nachzuweisen gibt es bei Koi den PCR Test, eine Erklärung was das ist, finden sie im Artikel „was ist eigentlich KHV“ ebenfalls auf unserer Homepage.
Das Problem ist nur, dass ein latent infizierter befallener Fisch eine gewisse Menge an Viren aufweisen muss, bzw. im richtigen Gewebe zum richtigen Zeitpunkt gesucht werden muss,
damit auch der PCR Test ein positives Ergebnis liefert. Die Praxis der
letzten Jahre hat aber gezeigt, das es sehr wohl infizierte Fische
gibt, bei denen das PCR Ergebnis negativ ist, obwohl die Fische vermutlich sicher Virenträger sind. Seriöse Stellen machen auf dieses Restrisiko aufmerksam!
Etwa folgende Aussagen werden zu den Untersuchungsmöglichkeiten für latent infizierte Fische gemacht:
- Am toten Fisch und anhand von Gewebeproben (Kieme, Niere, Gehirn) ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein sicherer Test möglich.
- Am lebenden Fisch und anhand einer Kiemengewebeprobe ist mit einiger Sicherheit ein sicherer Test möglich. Sinnvoll in Verbindung mit Quarantäne + Wassertemperatur von 20-26 + Beisetzfisch aus dem alten Bestand
- Einen 100% sicheren Nachweis gibt es derzeit nur bei akut infizierten Tieren
Das wäre so lange nicht schlimm, würden wir keine neuen Fische kaufen. Nur
jeder von uns Koiliebhabern ist halt ein Sammler und wie bei jeder
Sammelleidenschaft muß hin und wieder ein neues Sammelobjekt hinzu. Bis
voriges Jahr gaben wir uns noch dem Traum hin, das Koi aus Japan alle
KHV frei sind, ein schöner Wunschtraum wie wir heute Wissen.
Dieser nicht 100% sichere Nachweis für KHV am lebenden Fisch bedeutet aber,
das wir mit jedem Koikauf das Risiko eingehen, einen Virusträger
zu erwerben.
Und nicht nur wir als Endkunden, sondern auch Koihändler. Wir alle stehen
vor dem gleichen Problem. Uns kann es den Bestand kosten, den
Koihändler die Existenz.
Wie können wir mit dem Problem umgehen. Nun ich denke ganz wesentlich ist,
das auf grund des unsicheren Nachweises eine weitere Verbreitung der
Koibestände mit KHV nicht aufzuhalten ist. Selbst seriöse Händler haben
keine Chance sich davor zu schützen, infizierte Fische zu erwerben und
zu verkaufen. Von denen die bewusst infizierte Fische verbreiten, ganz
zu schweigen.
Wir als Kunden müssen uns darüber im Klaren sein, dass der Handel hier
machtlos ist, es gibt halt keine eindeutigen Tests. Deshalb finde ich
es persönlich sehr positiv, wenn ein Händler heute hin geht und
offensiv über diese Probleme spricht.
Koikauf ist heute mehr denn je Vertrauenssache und ich habe zu einem Händler
der mir ganz offen sagt, dass er Pech mit KHV hatte mehr vertrauen, als
zu jenen, die angeblich noch nie dieses Problem hatten. Ganz zu
schweigen von jenen, die in der Werbung behaupten, alle Fische zu
testen und dem Bestand KHV Freiheit durch einen Tierarzt attestieren
lassen.
Und der Befall bei einem Händler, meist kommt es doch raus wenn er KHV
hatte, sei es durch das Fehlen aller Verkaufsfische, durch betroffene
Kunden, durch das Fernbleiben von Ausstellungen etc..
Es ist wie oben gesagt, mit heutigen Nachweismethoden nicht möglich diese
Werbeaussage zu treffen, man kann lediglich sagen, es wurde nichts
gefunden, was aber nicht heißt der oder die Fische sind mit 100%er
Sicherheit Virenfrei!
Was bedeutet das? Nun wir sollten tunlichst keinen Fisch ohne Quarantäne
bei entsprechender Temperatur und Dauer in unseren Teich setzen. Nach
Möglichkeit sollte der Koihändler selbst die Koi über Monate halten, um
sicher zu gehen, das KHV nicht ausbricht. Jede Lieferung sollte sauber
von der vorherigen getrennt werden, um eine Kreuzinfektion zu vermeiden
und den möglichen Verlust zu begrenzen.
Allerdings weiß ich nicht, ob das ausreicht. Denn letztlich beginnt das Problem
der Vermischung von Beständen schon in den Herkunftsländern. Züchter
verkaufen Fische untereinander um Blutlinien aufzufrischen und den
eigenen Bestand zu erweitern bzw. das eigene Angebot zu ergänzen. Hier
sind schon potentielle Quellen zur Verbreitung von KHV.
Gehen wir nun davon aus, bei einem Händler gekauft zu haben, der genauso
überrascht ist wie wir, wenn das Unheil dann doch ausbricht. Ich glaube
heute, wenn er es nicht wissentlich gemacht hat, kann man ihm keinen
Vorwurf machen. Wir müssen uns über das Risiko klar sein, welches jeder
neue Koikauf mitbringt! Das ist leider so.
Deshalb sollte für den Notfall immer Plan B möglich sein. Die Erfahrung einiger
Tierärzte belegt eindeutig, dass ein Aufheizen des Bestandes auf 32°C
KHV stoppt. Die Fische bleiben dann zwar infiziert, überleben aber und
sind äußerst vital.
Ein positives hat das ganze auch noch. Hat man dies erlebt, braucht man
keine Angst mehr zu haben, wenn man wieder einen infizierten Fisch
kauft.
Autor: Dr. Werner Hoedt, Wissenschaftliche Beratung durch Tauros Diagnostik, Oktober 2005