Desinfektionsmöglichkeiten in der Koihaltung anzuwenden, müssen wir zuerst
lernen, welche Mikroorganismen der Freund oder Feind des Koi Halters sein
können.
erkennen. Dennoch kommen Millionen von ihnen in allen Bereichen der Umwelt vor.
Diese sog. Kleinstlebewesen sind unglaublich vielfältig und
bevorzugen Wasser- oder Feuchtgebiete. Darunter fallen zum Beispiel Bakterien,
Pilze, Algen, Protozoen sowie unzählige mikroskopisch kleine Pflanzen und
Tiere.
Zwar sind Viren und proteinöses infektiöses Partikel (Abk. Prion) keine
wirklichen Mikroben, sie werden jedoch auch von der Wissenschaft unter dem
Begriff Mikroorganismen zusammengefasst.
Während die meisten Organismen harmlos sind,
gibt es dennoch einige die pathogen sind: sie sind krankheitserregend.
dazu
lernen
Die Möglichkeit, dass winzig kleine, für das
menschliche Auge unsichtbare, Wesen der Grund für Krankheiten bedeuten könnte
wurde in der Vergangenheit schon oft heiß diskutiert. 1675 erfand Antonie van
Leeuwenhoek den Prototyp unseres heutigen Mikroskops und die Wissenschaft der
Mikrobiologie begann. Jedoch war es Robert Koch der 1876 die Verbindung von
Mikroorganismen und Krankheit bewies.
Die Bakteriologie wurde ein Nebenzweig der
Mikrobiologie, welche das Ziel hat, die Eigenschaften von bestimmten
Mikroorganismen zu unserem Vorteil zu nutzen. Dieses wird bei Teichfiltrierung
sehr deutlich.
Allerdings sind wir heute, trotz unserer
technologischen Errungenschaften immer noch bestrebt die Mikroben zu
kontrollieren, die gefährlich für Mensch, Tier und Pflanzen sind und auf die
wir und die im Gegenzug auf uns angewiesen sind: z.B. der Koi.
Wahl des
Wirts
Pathogene oder krankheitserregende Organismen
haben sehr hohe individuelle Ansprüche an ihre Umgebung, Nahrung und
Reproduktion. Ein Pathogen mit der Eigenschaft einen Menschen erkranken zu
lassen, stellt möglicherweise für ein Tier kein Krankheitsrisiko dar.
Allerdings gibt es auch solche, die beide – Mensch und Tier- infizieren können.
Fischpathogene überleben hauptsächlich in einer Wirtspezies.
Bei Viren spielt die Veränderlichkeit der DNA
eine Rolle, welche Fischarten infiziert werden.
Zu der Komplexität ist hinzuzufügen, dass es Krankheitstypen gibt, die
sich in verschiedenen Fischarten entwickeln können, die in einem Teich leben.
gegen
Mikroben
Der Begriff antimikrobiell bedeutet "gegen
Mikroben".
Die Substanzen, die gegen ein Wachstum von
Mikroben eingesetzt werden, bestehen entweder aus einer desinfizierenden,
antiseptischen, bakteriziden oder antibiotischen Zusammensetzung.
Antimikrobielle Produkte töten Mikroben nicht in der gleichen Art und Weise
aufgrund der enormen Unterschiede in der Form und Funktion der verschiedenen
Mikroben, weswegen auch die unterschiedlichen Chemikalien gebraucht werden. Die
eine Art unterliegt möglicherweise einer bestimmten Substanz, während eine
andere Spezies davon völlig unberührt bleibt. Der Grad der Bakterien und die
Geschwindigkeit, mit der sie sich vermehren, können zu einem verbissen Kampf
führen. Abgesehen von der Eigenschaft Bakterien zu töten, können
antimikrobielle Produkte auch ein Risiko für die Fische und andere Lebewesen,
die sich im Teich aufhalten, darstellen. Bakterien zur Teichfiltration werden
teilweise oder häufig sogar ganz ausgelöscht, nachdem der Teich mit dem
entsprechenden Produkt behandelt wurde. Deswegen ist es lebensnotwendig das
Teichwasser zu überprüfen, nachdem antibakterielle Produkte verwendet wurden.
Hygiene
Fehler
Teich – und Filterreinheit ist sehr wichtig.
Allerdings ist aber der eigentliche
Bakteriengrad im Teichwasser von großer Bedeutung, wenn Krankheiten ausbrechen.
Ganz egal, wie hygienisch der Teich gehalten wird: pathogene oder
krankheitserregende Bakterien können sich im Filter verbergen oder sogar vom
Koi selbst getragen werden.
Die Verkümmerung einer Schwimmflosse, erhöhte
Schuppen und Rötung der Haut können ein Indiz für eine Infektion sein. Der
Gebrauch von Bakteriziden ist ratsam, um Kreuzinfektionen vorzubeugen. Tut man
dies nicht, und die ersten Indizien einer Infektion können beobachtet werden,
so kann es schon zu spät sein und die Krankheit ist kein Problem mehr aufgrund
der Wasserhygiene.
Sobald die Fische infiziert sind, könnten
Antibiotika benötigt werden. Die meisten Bakterizide, die in Teichen benutzt
werden, zielen besonders auf aeromone oder pseudomone Arten ab. Dies sind die
häufigsten Bakterien, die im Teichwasser gefunden werden. Allerdings gibt es
eine Vielzahl von Unterarten und gerade aufgrund dieser Vielfalt ist es sehr
gut möglich, dass nicht alle Mikroben beim ersten Versuch vernichtet werden. In
manchen Fällen ist eine Wiederholung der Behandlung erforderlich oder es bedarf
eines anderen Produkts zur Behandlung. Es gibt heute eine Menge von
Markenprodukten von Bakteriziden auf dem Markt und Akriflavin ist eine der
bekanntesten Substanzen in diesem Bereich.
auf die
Mikrobe zielen
Antimikrobielle Produkte können ihre Wirkung
verlieren, wenn sie wiederholt gegen dasselbe Pathogen verwendet werden. Diese
Erkenntnis hat einen einfallsreichen Bastler dazu gebracht ein wenig herum zu
experimentieren.
Überzeugt davon, dass die
Sterilisationsflüssigkeit für Babytrinkflaschen aus einer milden
Zusammensetzung bestehen müsste, fand er heraus, dass es seinem Koi viel
schlechter ging, nachdem er das Produkt bei diesem auf eine verletzte Stelle
auftrug. Das Produkt zielte auf Milchpathogene und Milchsäurebakterien, welche
natürlich nicht in einem Teich vorkommen. Er wusste also nun, dass die
Plastikflaschen die bakterizide Einwirkung besser verträgt, als die Fischhaut.
Nur Produkte, die auf Bakterien zielen, welche
im Teichwasser oder auf der Haut von einem Koi vorkommen wie z.B. Aeromone,
garantieren eine sichere und effektive Behandlung.
Antiseptika sind milder als Desinfektionsmittel
und sind so verfügbar, dass sie eine moderne Anwendung erlauben. Viele von
ihnen enthalten Jod – eine starke antimikrobielle Substanz. Wird das
Naturprodukt beschafft, vergewissern sie sich, dass es auf Wasserbasis besteht
und korrekt verdünnt wurde, da es viele verschiedene Typen dieses Materials
gibt. Manche Produkte basieren auf Pflanzenextrakten, die antimikrobielle
Eigenschaften besitzen, so z.B. Teebaumöl.
Bakterizide sind bestimmt für die Anwendung in
Teichen, während diese bakteriell infiziert sind. Sie können zwar keine
Viruserkrankung heilen jedoch helfen sie die sekundären Probleme, die sich mit
einem Virus oder einer anderen Krankheit entwickeln können, zu
erleichtern. Einige Bakterizide können
Parasiten abtöten, z.B. Protozoen, die sich in der Schleimschicht aufhalten,
aber sie werden keine Auswirkung auf größere Parasiten wie Fischläuse,
Blutsauger oder andere Würmer haben.
farbenfrohe
Kuren
Viele farbenfrohe Kuren werden zur Behandlung
von Fischen benutzt, obwohl diese für diesen Zweck nicht zugelassen sind. Dazu
gehören Malachitgrün, Methylenblau, Akriflavin und Kaliumpermanganate.
Malachitgrün ist und bleibt – obwohl man weiß, dass es krebserregend ist – eine
beliebte Wahl für die Behandlung bei Pilzinfektionen bei den meisten
Fischarten. Akriflavin wird genutzt um Verbrennungen bei Menschen zu behandeln.
Wird es für den Teich genutzt vermindert es Mikroben wie Pilze und Bakterien
ohne eine größere Auswirkung auf andere Pathogene zu haben. Werden Fische eine
extrem lange Zeit diesen Akridines (Familie, aus der das Akriflavin stammt)
ausgesetzt, können sie unfruchtbar werden.
Ursprünglich wurden die Verfärbungen genutzt, um
die mikroskopischen Beobachtungen zu verbessern und die Vermehrung der
Mikrobakterien zu verlangsamen was dazu führte, sie als Medizin einzusetzen.
Jedoch wurde die Toxizität schnell offenkundig. Das Wissen, dass bestimmte
Mikroben die Fähigkeit besitzen, die Verfärbungen aufzusaugen löste die
Erforschung von antimikrobiellen Arzneistoffen aus.
ein
sicheres Desinfektionsmittel
Benzalkonium Chlorid ist ein Desinfektionsmittel
mit quaternärer Ammoniumverbindung (quaterny ammonium compound, kurz: QAC),
welches unter verschiedenen Markennamen zur Behandlung von Teichen oder als Bad
verfügbar ist. Während Desinfektionsmittel generell etwas unsicher sind, haben
QAC-Desinfektionsmittel eine größere Sicherheitsbandbreite und Vielfältigkeit
in der Anwendung bei Fischen. Verwendet man es als gewöhnliche Substanz bedarf
es eines genauen Verdünnungsrezept, um es bei Kois sicher zu benutzen. Zur
Behandlung von einem Teich im Frühstadium einer bakteriellen Verseuchung kann
Benzalkonium Chlorid sehr effektiv sein.
Um Erleichterung bei einer Kiemenverstopfung
ausgelöst durch Parasiten, Pilze oder Bakterien zu erreichen, kann auch eine
höhere Dosierung als einzelnes Bad verwendet werden. Dieses bewirkt automatisch
eine weitere Öffnung der Kiemen als gewöhnlich, um die Fremdkörper aus den Fäden auszuspülen und verletztes
Gewebe zu beruhigen, welches ständig entzündet war.
das
Chlordioxid
Diese Substanz wird häufig in der industriellen
Haltung verwendet, wenn die Kois in weniger optimalen Bedingungen gehalten
werden, wie z.B. bei Überbevölkerung. Der mikrobielle Bestand wird klein
gehalten und Ammoniak und andere Abfallprodukte werden somit kontrolliert und
haben keine krankheitserregende Auswirkung im Koi. Allerdings gibt es ein
Manko: die Gesundheitsprobleme, die auf diesem Weg zeitweise gehemmt werden,
können sich später weiterentwickeln. Chlordioxid wird nicht für die
Teichhaltung empfohlen, sondern nur für temporäre Einrichtungen.
Schnickschnack
und Hilfsmittel
Einige Hilfsmittel behaupten, sie hätten
dieselbe Wirkung wie ein Desinfektionsmittel.
Die Technik für UV Sterilisatoren entwickelt sich ständig weiter und so
sollte man auf einige wichtige Merkmale achten, wenn man sich eine neue Einheit
kaufen möchte. Die Hauptzielsetzung einer Standard UV-Anlage sollte sein: das
Algenvorkommen im Teichwasser zu minimieren. Einige Anlagen reduzieren nebenbei
auch noch geringfügig den bakteriellen Bestand oder die Anzahl der
freischwimmenden parasitären Organismen im Teichwasser, während wieder andere
weitaus mehr dezimieren.
Will man die Ozon emittierenden Geräte sicher
benutzen, so hängt dies davon ab, wie sie sich in der Praxis anwenden lassen.
Ozon ist ein Allotrop (eine strukturell anders beschaffene Form eines Elements)
von Sauerstoff, in welchem Moleküle keinen rein gelösten Sauerstoff mehr
bilden.
So wird ein Gas gebildet, das wie handelsübliche
Chlorbleiche riecht und in etwa auch die gleiche Wirkung hat. Es gibt
Ozonisatoren, die mit einem Karbonfilter arbeiten, welcher dem Wasser das Ozon
entzieht, bevor es wieder in den Teich zurück fließt, so dass die Fische dem
Ozon nie direkt ausgesetzt sind. Der Nachteil einer andauernden Ozonbehandlung
ist jedoch, dass der Koi in der Zukunft Schwierigkeiten haben wird, sich einer
normalen Teichumgebung anzupassen.
Antibiotika
Es existiert eine Vielzahl von Gründen, warum
Antibiotika nicht alle Ausbrüche von bakteriellen Erkrankungen bei einem Koi
heilen können. Der Fisch ist in einem Teich ständig Kreuzinfektionen und
ernsthafteren Erkrankungen ausgesetzt, die häufig einer fachmännischen Handhabe
und Ratschlägen bedürfen, um ein Wiederausbrechen zu vermeiden. Die
bedenkenlose Verfügbarkeit von Antibiotika hat dazu geführt, dass sich
hochresistente Bakterienstämme entwickelt haben. Ebenfalls müssen die
Nebenwirkungen, die Antibiotika mit sich bringt, auch nicht unbedingt sofort
während der Behandlung auftreten.
Natürlich soll ein kranker Fisch nicht aufgrund
dieser Aussagen unbehandelt bleiben, Antibiotikum kann in einigen Fällen auch
die beste Lösung für ein Krankheitsproblem sein. Trotzdem ist die Vermeidung
von bakteriellen Krankheiten einfacher, als eine Behandlung, wenn es schon zu
spät ist.
nach einer
Erkrankung
Nach einem ernsthaften Krankheitsausbruch, wie
z.B. durch einen Virus ist ein starker Wirkstoff nötig, um den Teich zu
sterilisieren. Dazu eignet sich: Natronlauge, jodhaltige Desinfektionsmittel
oder Chlor. Ein Virus ist keine Mikrobe und so ist die Anwendung von
antibakteriellen Produkten oft nutzlos. Liegt kein Virusbefall vor und der
Teich wird nur vorbeugend gereinigt, dann genügt auch ein handelsübliches
Desinfektionsmittel um Netze, Schüsseln, Tücher und anderes Equipment zu
reinigen. Für eine Tiefendesinfizierung eignet sich auch Kaliumpermanganat.
Unabhängig davon, ob die Arbeitsgeräte gerade
großzügig behandelt wurden, ist es sehr wichtig diese sorgfältig abzuspülen.
Netze und andere Utensilien, die zu groß sind, um sie einzutauchen können mit
einem verdünnten Desinfektionsmittel aus einem Zerstäuber gereinigt werden.
Danach diese auch sorgfältig abspülen und trocknen lassen.
Nebenbei bemerkt: das Trocknen in der strahlenden
Sonne verringert auf natürliche Weise Mikroben, wie z.B. Bakterien. Sie ist der
natureigene sterilisierende Wirkstoff der Erde.
Englische Originalfassung Koi Carp Magazin, übersetzt durch , August 2008
Vor jeder Verwendung von Medikamenten und Desinfektionsmitteln ist ein Fachmann zu Rate zu ziehen! Was in einem Fall hilft, kann in einem anderen tötlich sein. Eine Behandlung ohne Indikation ist nicht Ratsam.