Wie komme ich mit gesunden Koi ins Frühjahr…
Ich schreibe diese Zeilen aus mehreren Gründen, zum einen um
den Hobbyneuling auf die Gefahren im Frühjahr hinzuweisen zum anderen um
sensibel zu machen für die Thematik Wasserwerte und deren kritische Grenzen und
um zu zeigen, wie man diese kritische Zeit gut hinbekommt.
Das Problem. Unsere Koi werden aktiv und fressen und
fressen. Egal ob man einen Teich hat mit 36000 Litern und 40 Koi oder einen mit
120000 Litern und 20 Koi (diese beiden Extrembeispiele begleite ich derzeit
messtechnisch, leider ist der kleine meiner!).
Bei beiden steigen Ammonium- und Nitritkonzentration auf Wertean,
die laut Fachliteratur auf Dauer den Koi schädigen.
So was ist zu tun. Wasserwechsel höre ich die einen
sagen, aufheizen die anderen und nichts die dritten… . Für einen Neuling mit
wenig Erfahrung und für jemanden der das Gefühl hat, seine Fische schwimmen nun
in „schlechtem Wasser“ eine sehr unbefriedigende Lösung. Stehen doch die
genannten Maßnahmen alle irgendwie in einem Zusammenhang miteinander. Heize ich
auf, verbessere ich die Reproduktionsrate der Filterbakterien, erhöhe aber auch
gleichzeitig den Stoffwechsel der Koi, was zu mehr Hunger und Fressen und damit
zunächst zu noch mehr Ammoium und Nitrit führt. Mache ich häufig Wasserwechsel,
habe ich große Temperaturschwankungen und bekomme die Temperatur nicht hoch.
Füttere ich am Ende nicht, fehlen den Koi die wertvollen Vitamine und Mineralien
die sie vor einer Erkrankung im Frühjahr schützen sollen.
Wie ich bereits im letzten Teil dieses Artikels
geschrieben habe, hängt die Bakterientätigkeit im Wesentlichen von der
Temperatur des Wassers und dem Sauerstoffgehalt ab. Aus diesen Grund sollten
beide möglichst optimal sein. Sauerstoff ist dabei noch recht einfach über eine
starke Belüftung zu erreichen (aber bitte nicht nur glauben, das ausreichend
Sauerstoff im Teich ist, bitte auch überprüfen), eine Temperaturerhöhung pro Tag um
ca. ein Grad bis auf 18°, allerdings nur in beheizten Teichen.
Egal ob man nun die Möglichkeit hat zu heizen
oder nicht, wichtig ist es im Frühjahr auf die Wasserwerte und deren
Tendenz zu achten und entsprechend vorsichtig mit dem Füttern zu sein.
Leider stelle ich immer wieder fest, wie wenige Koi-Liebhaber ein
Interesse an Ihren wirklichen Wasserwerten haben. Über 90% geben jede
Menge Geld für immer neue Fische aus, kaum jemand für ein vernünftiges
Wasseranalysegeräte (Photometer)! Warum sind 1000 und mehr € für einen
Koi normal und für ein Photometer unakzeptabel??? Die im Handel
angebotenen Test zum Titrieren sind so ungenau, das die ermittelten
Werte allenfalls tendenziell gewertet werden können, keinesfalls der
Absolutwert. Im Zuge der Auswertung der Fragebogen zum Thema
Fischkrankheiten ist mir dies auch aufgefallen, nirgendwo wird so viel
Selbstbetrug betrieben wie bei der Frage wie gut ist mein Teichwasser,
bei 100 ausgewerteten Fragebogen waren gerade „2“ die sagten Ihr Wasser
sei schlecht. Mit Gesundheitsproblemen hatten allerdings mehr zu
kämpfen!
Ich habe dieses Frühjahr am 10. Februar mit dem aufheizen
und Füttern begonnen. Dabei stellten sich zunächst NH4-Werte von 2
mg/l ein die erst durch nach einigen Wochen auf nunmehr 0,1 mg/l gesunken sind.
Dem Sinken des Ammoniums folgte der Anstieg des NO3-Wertes auf Werte
über 2 mg/l. Jetzt sinkt der Nitritwert täglich um 0,1 mg/l. Den Verlauf der
Bakterienentwicklung können sie anhand nachfolgender Grafik nachvollziehen:

Wasserwerte
Die gestrichelte Linie stellt den Gesamtgehalt an
Ammonium (TAN) dar, die durchgezogene Linie den Nitritgehalt. Wie man sieht ist Nitrit
weitaus gefährlicher weil höher. Die Dauer dieses Zustandes hängt nun im ganz
wesentlichen von der Wassertemperatur und dem Sauerstoffgehalt im Wasser ab, da
beides limitierende Faktoren für die Bakterien sind. Die Höhe der Ausschläge
hängt wiederum von dem Verhältnis Wassermenge zu Kilogramm Fisch und Futter ab.
Kennt man nun diese Entwicklung kann man durch geeignete
Maßnahmen die Gefahr durch NH4 und NO3
deutlich senken. Bei ausreichender Belüftung und einem pH-Wert
unterhalb von 7,5 ist der Anteil von Ammoniak am Gesamtammonium in der
Regel ungefährlich. Um dem Nitrit den Schrecken zu nehmen hilft das
gute und altbewährte Aufsalzen des Teiches mit Jodfreiem Speisesalz. 3
kg pro Kubikmeter über mehrere Tage verteilt vermindern die Giftigkeit
des Nitrit. Natürlich sollte auch mit Augenmaß gefüttert werden, zwar
ein gutes Futter aber wenig und lieber mehrere Portionen als einmal am
Tag alles.
Um es ganz deutlich zu sagen, diese Maßnahmen dienen
lediglich dazu die kritische Zeit im Frühjahr zu überbrücken, sie sind
keinesfalls dazu gedacht permanent ein schlechtes Wassermanagement zu
korrigieren!!!
Ich habe nun seit Ende Februar eine Wassertemperatur um
oder über 16°C und verfolge die Bakterienentwicklung täglich durch Messen von NH4
und NO3, gefüttert wird drei mal täglich und die Futtermenge wird
ganz langsam gesteigert. So füttere ich heute am 24.03.02 pro Tag 200 gr. Hai
Feng und obwohl ich die Menge pro Woche steigere sinkt der Nitrit Wert weiter.
Die einzigen Filter an meinem Teich sind zwei BBF-5, belüftet wird mit zwei
Belüftern, einem mit 40 l/Minute und einem mit 60 l/Minute. Wasserwechsel
werden nur im Rahmen der Filterreinigung (alle zwei Tage 260 Liter, das ist das
Volumen der beiden BBF)
durchgeführt. Im übrigen konnte ich feststellen, das größere Wasserwechsel von
mehreren Kubikmetern kaum eine Verbesserung der Wasserwert mit sich brachten,
weil einfach die Bakterientätigkeit zu gering und die Stoffwechselaktivität der Koi bereits zu groß war. An meinem pH-Wert
mußte ich die ganze Zeit über gar nichts machen weil er nicht höher als 7,5 war,
gegen den hohen Nitrit-Wert habe ich den Teich im Februar auf 0,6% aufgesalzen.
Die Konzentration nimmt nun langsam durch die Filterreinigung wieder ab.
Wenn sich alles so weiter entwickelt, sollte ich in 12
Tagen bei einem NO3 von 0,1 mg/l sein und uff endlich wäre es
geschafft. Bisher bin ich von dem Gesundheitszustand meiner Koi begeistert, ich
bin noch nie so gut aus dem Winter gekommen wie in diesem Frühjahr und habe, um
es vorsichtig zu formulieren, bisher noch keinerlei Probleme! Aber vielleicht
war auch ein Teil dieses Geheimnisses die Tatsache, das ich im Winter den Teich
nicht geheizt habe und er bis auf 2°C abkühlen konnte. Lediglich die beiden BBF
liefen die ganze Zeit durch.
Zu den Schwimmbettfiltern auch noch ein Satz, laut
Hersteller wäre sogar ein BBF 5 für meinen Teich ausreichend. Aus den bisher
gemachten Erfahrungen kann ich nur sagen, im Sommer bei eingefahrenem Filter,
hoher Wassertemperatur und optimalem Sauerstoff vielleicht, im Frühjahr aber
keinesfalls! Ich bin schon sehr gespannt wie sich meine Filter den Sommer über
bewähren und werde darüber berichten.