Sep10
Kopierkunst
Wie weit ist es eigentlich mit der Vergleichbarkeit von Produkten und Fischen?
Produktpiraterie ist ja in den Medien ein fast tägliches Thema in dessen Zusammenhang auch fast immer China genannt wird.
Schaue ich mir den Koisektor an, so brauche ich gar nicht bis China gehen um dieses Problem hier auch zu sehen. Ob Pumpen, Filter oder Futter, nichts ist vor dem Kopieren oder Nachahmen sicher.
Doch zunächst zur Begriffsbestimmung. Ich nenne es Produktpiraterie wenn jemand das Produkt des einen Herstellers 1 zu 1 nachbaut.
Ich nenne es nicht Produktpiraterie, wenn jemand ein Produkt sieht, es interessant findet und es nicht nur nachbaut sondern weiter entwickelt, so dass es nachweislich bessere Eigentschaften hat, als das Ursprungsprodukt.
Das eigentlich schlimme an der Produktpiraterie ist meiner Meinung nach die Tatsache, dass der Kopierer deutlich geringere Herstellkosten hat und die dann an den Endkunden weiter geben kann. Hier wird dem Endkunden suggeriert es gehe auch billiger was ja nicht wirklich stimmt (Entwicklungskosten, Zulassungs und Prüfkosten). Für den normalen Kunden ist es dazu nicht möglich zwischen Original und Plagiat zu unterscheiden.
Möglicherweise ist das Plagiat dann auch in seiner Funktion anders als das Original oder gerade im Bereich Technik hat es nicht die notwendigen Prüfungen und Zertifikate um überhaupt legal in den Handel gelangen zu dürfen.
In unserer tollen "Geizig sein ist doch so schön" Zeit sagen natürlich viele, was interessieren mich Entwicklungskosten, solange der Nachbau funktioniert, hauptsache billig. Man klopft sich auf die Schultern und erzählt sich gegenseitig, wie viel Geld man doch gespart hat und wie blöd doch die sind, die im Geschäft nach ausführlicher Beratung auch dort kaufen, eben für mehr Geld.
Das Fortschritt nur möglich ist, wenn es die Dummen auch noch gibt, werden diese Leute nie begreifen.
Nun konkret: Endlich muss man sagen hält der Trommefilter auf breiter Front Einzug in den Koibereich. Natürlich zieht das auch weitere Hersteller nach sich, die den Trommelfilter in der ein oder anderen Form ebenfalls bauen. Man braucht nur die Koimagazine aufzuschlagen und findet einige Anzeigen die Trommelfilter anbieten.
Dagegen ist auch überhaupt nichts zu sagen. Wettbewerb belebt den Markt.
Es gibt mittlerweile einige Anbieter für Trommelfilter, dazu gehören Hydrotech, Levaivre und AquaSE. Bei diesen drei weiß ich, dass sie in der Praxis unter rauesten Bedingungen zuverlässig funktionieren und aha, alle drei kosten in etwa das gleiche Geld. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich mit dem Hersteller des Aqua Se vor Jahren über den Preis des Hydrotech Trommelfilters diskutiert habe, seine Aussage war, das gehe doch viel billiger…
Heute weiß er es besser, Qualität hat ihren Preis.
Ein anderes leidiges Thema die Verkaufspreise an sich. Aus Sicht eines Kunden mag es toll sein, dass durch die bekannten Internetplattformen die Preise für Produkte nahezu transparent sind und sich die Anbieter dort in ihren Preisen regelmäßig unterbieten.
Das Koigewerbe ist aber, wenn er ernst und nachhaltig betrieben wird Beratungsintensiv. Jede Teichanlage ist anders und welcher Neuling in diesem Hobby blickt denn schon durch bei diesem Dickicht an Produkten. Also was passiert, dank "Geiz ist schön" hat kaum jemand ein schlechtes Gewissen, sich im Fachhandel ausführlich beraten zu lassen und anschließend billig dort einzukaufen, wo kein Fachpersonal auf den Produktpreis eingerechnet werden muss.
Mittlerweile bin ich der Meinung, machen es Firmen richtig, wenn sie hingehen und EVP´s vorschlagen. Das sollten andere Hersteller auch tun. Denn dann endlich wird der seriöse Handel geschützt und hat wieder die Möglichkeit seine nötige Marge zu erzielen.
Auch Aqua Se geht diesen Weg beim Vertrieb der Trommelfilter und ermöglicht so, dass der beratende Händler auch das Geschäft machen kann und sich den Lohn für seine Beratung über den Verkauf des Produktes holt. Und letztlich ist auch das wieder gut für den Kunden, zum einen bleibt genug Marge für den Händler um zu existieren, auch der Hersteller verdient auskömmlich und bekommt die Entwicklung für das Produkt bezahlt und kann sich die Weiterentwicklung des Produktes leisten.
Natürlich funktioniert das ganze nur, wenn sich alle an den EVP halten. Auf der anderen Seite ist es doch illusorisch, wenn ein Kunde glaubt, dass ein Nachlass im vierstelligen Bereich bei einem solchen Produkt möglich ist. Was wirklich passiert ist, dass das Geld an anderer Stelle versteckt in der Kalkulation drin steckt. Oder ist es dann vielleicht doch ein anderer Filter…
Ein anderer Aspekt der gleichen Sache, der Teichbau. Als Planer wird an mich immer wieder die Frage gestellt, was kostet eine Teichanlage. Ich verweise dann an meine Partner, die über entsprechende Erfahrung verfügen und hier ungefähre Zahlen nennen können. Dabei kommt es immer wieder zu der Diskussion Festpreis oder Abrechnung nach Stunden? Ich kann dazu nur sagen, Teichbau ist genau wie Fischkauf Vertrauenssache.
Die Kosten des Teichbaues hängen massgeblich, gerade wenn auch Erdarbeiten dazu kommen, von der Bodenbeschaffenheit, aber auch vom Wetter ab. Die gleiche Arbeit ist bei Dauerregen deutlich aufwendiger und zeitaufwendiger. Da finde ich es nur legitim, wenn der Teichbauer hingeht und nach Stunden abrechnet. Auch ist es nicht unüblich, dass während der Bauphase noch weitere Leistungen dazu kommen. Merkwürdig finde ich dabei, dass fast alle Kunden dies für unseriös halten und einen Festpreis bevorzugen. Niemand kommt aber auf die Idee, dass in dem Festpreis diese ganzen Unsicherheiten bereits einkalkuliert sind, oder wie oben der Nachlass auf vermeintlich vergleichbare Produkte wieder drin ist.
Kommen wir abschließend noch zum Fischkauf. Schlage ich im September Koimagazine auf, so denke ich bei mir, Fische sind wohl wie Sommerklamotten, die müssen weg, weil sie im nächsten Jahr unmodern sind…
Da werden Rabatte von 10 bis 50% gegeben. Wenn ich bei einem solchen Händler einen Fisch ohne Rabatt und in gleicher Qualität vorher gekauft hätte, man wie würde ich mich ärgern.
Ich kann es nur immer wieder sagen, Qualität hat ihren Preis und das schon in Japan, gute billige Fische gibt es nicht. Es kann wohl sein, dass ein Züchter mal günstiger ist, weil er gerade Klam ist oder aus sonst einem Grund Geld benötigt. Im Grunde aber wissen die Züchter sehrwohl wo das zu erzielende Niveau liegt.
Und ein Fisch der schon seid Monaten bei einem Händler schwimmt, eigentlich müsste der doch im Wert steigen. Ein guter Händler ist in der Lage den Fisch in der Qualität zu halten und der Fisch wächst in der Zeit mitunter erheblich was auch seinen Wert erhöht. Ich kenne nur einen Händler, der den Mut hat, dann auch den Preis zu erhöhen und ich finde zu recht.
Und das allerbeste, da werden dann im Internet die Bilder von Fischen verglichen und die Preise diskutiert. Dazu verweise ich auf den Artikel über Fischfotos an anderer Stelle. Diese Diskussionen anhand von Fotos finde ich sehr sehr problematisch, noch dazu weil man nie weiß wer hinter dem User wirklich steckt, vielleicht ein Mitbewerber, Konkurrent, Neider etc..
Meiner Meinung nach müssen wir wieder weg von der "Geiz ist schön" Mentalität hin zu einem Bewusstsein, dass Qualität auch ihren Preis haben darf. Nicht wer vermeintliche Qualität zum Schnäppchenpreis kauft, sondern wer einen fairen Preis für ein faires Produkt bezahlt, der soll sich auf die Schulter klopfen dürfen!
Ich weiß dass ich mit diesem Beitrag sehr polarisieren werde. Deshalb noch mal ausdrücklich, dies ist meine persönliche Meinung, die Produkte die ich mit Namen nenne, da kenne ich die Qualität, bei den anderen kenne ich sie nicht. Letztlich muss jeder mit sich selber ausmachen, was er kauft und wo.
Autor: , September 2007